Der Hecht ist ein weit verbreiteter Süßwasser-Raubfisch in Nordamerika und Eurasien. Er kann auch in leicht salzhaltigen Gewässern leben und sich vermehren. In Deutschland ist er besonders beliebt bei Anglern. Die Boddengewässer bieten optimale Nahrungsbedingungen für Hechte. Die Fortpflanzung ist bis zu einem Salzgehalt von 10 Promille möglich, was die Verbreitung in den inneren Küstengewässern um Rügen begrenzt. Hechte in den Bodden können beeindruckende Größen erreichen. Auch andere salzwassertolerante Süßwasserraubfische wie Zander und Barsche kommen dort häufig vor. Die Boddengewässer sind für einheimische Angler, Angeltouristen und die kommerzielle Fischerei von großer Bedeutung, aufgrund ihres reichen Fischbestands und hoher Produktivität. Es bestehen jedoch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der zunehmenden Fischerei und des Klimawandels auf die Hechtbestände. Zuverlässige Daten zur Entwicklung der Boddenhechte und ihrer Nutzung sind jedoch knapp.
Das Projekt BODDENHECHT
Ein Team junger Nachwuchsforschender verfolgt das Ziel, die Boddenhechte und ihre fischereiliche Nutzung durch interdisziplinäre Forschung besser zu verstehen. Sie möchten wissenschaftliches Wissen über Boddenhechte bereitstellen und gemeinsam mit Anglern, Guides und Berufsfischern tragfähige Bewirtschaftungs- und Tourismusoptionen entwickeln, um die Hechtbestände in Rügen zu erhalten und zu fördern.
Das Projekt BODDENHECHT ist ein besonderes Praxisprojekt, das von „Fischenden für Fischende“ initiiert wurde. Unabhängige Fischereiwissenschaftler sowie Vertreter der Fischerei, des Angeltourismus und der Fischereiverwaltung arbeiten zusammen, um die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Boddenhechtbestände zu erforschen. Dabei werden Wanderbewegungen analysiert, Laichgebiete abgegrenzt und akzeptierte Bewirtschaftungsoptionen identifiziert.
Unterschiedliche Interessen
Konflikte am Bodden betreffen „Fischerei vs. Naturschutz“ und „Angelfischerei vs. Berufsfischerei“. Naturschutzkonflikte konzentrieren sich auf Kormorane, Robben und Befahrensverbote für Angler.
Angler und Berufsfischer streiten sich nicht überraschend, wie auch am Bodensee zu beobachten ist. Politisch steht man vor dem Dilemma, den traditionellen Berufsstand zu erhalten und zugleich die Vorteile der Freizeitfischerei zu fördern. Die Bruttowertschöpfung der Hecht-Angelfischerei ist laut dem Projekt 32-mal höher als die der Berufsfischerei.
Berufsfischer fangen ähnlich viele Hechte wie Angler. Doch Angler setzen bereits heute 60% der gefangenen Hechte lebendig zurück, was ihren Beitrag zur Sterblichkeit reduziert. Angler und Berufsfischer stimmen bei Kormorankontrolle und Renaturierung überein. Sie sind sich einig, dass Fangregulierungen wie Mindestmaße und Entnahmefenster gleichermaßen gelten sollten.
Rechtliche Folgen der empfohlenen Maßnahmen
Eine Reform des Fischereigesetzes und der Fischereiverordnung in Mecklenburg-Vorpommern steht derzeit an und soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Falls die Fischereibehörde den Empfehlungen des Boddenhechtprojekts folgt, die durch einen Konsens zwischen Anglern und Berufsfischern erzielt wurden, könnten sich die aktuellen Vorschriften für beide Gruppen bald ändern. Es werden verschiedene Vorschläge diskutiert, darunter:
- Anhebung des Mindestmaßes für geangelte Hechte auf 60 cm für Angler und Berufsfischer
- Einführung einer Maximalgröße von 90 cm für die Entnahme geangelter Hechte (entspricht einem Fenstermaß von 60-90 cm) für Angler
- Begrenzung der Maschenweite für Hecht-Stellnetze auf 60-70 mm als indirekte Maßnahme zur Steuerung der Entnahme in der Berufsfischerei
- Reduzierung der täglichen Fangbegrenzung auf 1 Hecht pro Angler
- Einrichtung von Wanderkorridoren für Hechte auf ihrem Weg zu Laichgebieten
- Verbot des Spinnfischens in Laichgebieten während der Schonzeit
Weitere Informationen: Artikel DAFV Empfehlungen als PDF Projekt BODDENHECHT